Frohe Weihnachten y feliz año nuevo!

IMG_5287Weihnachten mit 30 Grad? Das habe ich noch nicht geschafft und ich weiss nicht, ob ich es je schaffen werde. Aus diesem Gefühl heraus versuchte ich diese Weihnacht in der Kälte ganz besonders und bewusst zu geniessen, sie aufzusaugen mit allen Sinnen und… sie mitzunehmen! Von meinen 23 erlaubten Kilos Reisegepäck bestehen bei meiner Rückreise nach Buenos Aires mindestens 15kg aus Weihnachtsgeschenken, Schokolade, Pralinen, Weihnachtskeksen, natürlich in schönen Weihnachtsbüchsen, Weihnachtsdekoration in Form von Bändern und Sternen, Glitzer, Geschenkpapier, Kerzen und Kärtchen. Und dennoch ist mir vollkommen klar, dass es gerade die Dinge sind, die ich nicht im Koffer mitnehmen kann, die mir fehlen werden. Das Kuschelige an Weihnachten. Das Gefühl, wenn man nach Hause in die warme Stube kommt und es draussen kalt und dunkel ist… Der Geruch nach Zimt und Tannenzweigen und das ganze Drum und Dran. Das Weihnachten eben, das eigentlich bereits dann anfängt, wenn die Geschäfte ihre Schaufenster weihnachtlich schmücken, sie beginnen Weihnachtsmusik laufen zu lassen und im Tram die Durchsage der Kantonspolizei vor Taschendieben warnt – also etwa in der 2. Novemberwoche sobald die Herbstmesse in Basel vorüber ist.

Die Tage werden kürzer, es wird kälter – oder auch nicht, es bleibt so grau und nass, wie es bereits im Oktober war und die Nicht-Weihnachtshasser beginnen ihr Zuhause zu schmücken. Die einen kitschiger als die anderen, ist man sich in der Schweiz insgesamt doch einig, dass eine geschmacksvolle Weihnachtsdekoration nicht aus mehrfarbigen, blinkenden Lichtern und Plastikbäumen besteht. Es werden eifrig die verschiedensten Adventskalender, Adventskränze und Weihnachtskärtchen gebastelt, gekauft oder verschenkt und Weihnachtsgutzis gebacken. In den Schulen werden Weihnachtslieder und Verse für den Santiglaus eingeübt und es wird wie wild gewichtelt. An jedem der 4 Sonntage vor Weihnachten zündet man eine Kerze des Adventskranzes an. Als wir Kinder waren, kam am 6. Dezember nicht einer der Gläuse, die in den Geschäften Mandarinen verteilten oder auf der Harley Davidson vorbeisausten zu uns nach Hause. Nein, zu uns kam natürlich der richtige Santiglaus, derjenige der aus dem Schwarzwald mit seinem Gehilfen Schmutzli und einem Esel unterwegs war. In seinem dicken Buch stand alles über uns Kinder und wir hatten etwas Angst, weil wir wussten er würde uns mitnehmen, falls wir nicht brav waren. Meistens klingelte er an der Tür und wenn wir aufmachten lag ein Säckchen mit Erdnüssen, Mandarinen, Schokolade und einem Granatapfel für uns da. Je näher der 24. Dezember rückt, desto eifriger wird in den Zeitungen und der Tagesschau gemutmasst, ob es nun dieses Jahr eine weisse Weihnacht gibt oder doch wieder nicht, wie dies in 90% meines nun bald 30 jährigen Daseins der Fall war.

Und nun? Das nächste Weihnachten vielleicht mit 30 oder 40 Grad? Möglicherweise ohne echten Tannenbaum und echte Kerzen? 15kg Weihnachten reichen eben einfach nicht aus. In keinen Koffer der Welt passen Tannenbaum, Kerzen, der Wunsch nach Schnee, meine beiden „echten“ Santigläuse, Familie, Freunde, Gerüche, Lichter, Stimmungen, Musik, Erinnerungen und Geschichten – und trotzdem: Ich versuche so viel wie nur möglich davon mitzunehmen. Und jetzt bin ich wieder hier, in Buenos Aires. Der Schock war nicht so gross wie erwartet. Ich bin von -10 Grad Celsius auf ca. 25 Grad gestossen – es war ein „kühler“ Tag, der letzte des 2014 in Argentinien. Vier Stunden später als in meiner Heimat sind wir mit Sekt, viel Fleisch, schweizer Weihnachtsgutzis, Linsen, roten Unterhosen (auch ein paar italienische Traditionen musste ich natürlich mitnehmen!) und Umarmungen ins 2015 gerutscht und wünschen allen: ¡Feliz año nuevo!