Fragen und eine Liebeserklärung

Schon als ich klein war wusste ich, dass ich eines Tages nach Argentinien und Buenos Aires gehen würde. War es eine Vorahnung oder Schicksal? Ich weiss es nicht aber hier bin ich. Das klingt wie im Märchen, oder? Aber nein… keineswegs… So ist es nicht. Es war keine Liebe auf den ersten Blick mit Buenos Aires und unsere Beziehung ist nicht immer einfach. Wenn man ins Ausland geht, ist es wie mit einer Schwangerschaft… alle sagen: “Ach wie schön…” und erwarten von dir, dass du das selbe sagst und dass du überglücklich bist, ein Kind zu bekommen. Aber die Realität sieht anders aus. Es gibt Hochs und Tiefs und die Tiefs sind manchmal häufiger als die Hochs aber niemand spricht davon.

Und so ist es auch mit Buenos Aires. Es gibt Tage, an denen du hinaus gehst und in eine saftige Hundescheisse trittst, die mitten auf dem Trottoir liegt und du alle argentinischen Hunde mitsamt ihren Herrchen verfluchst. Tage, an denen die Feuchtigkeit dich fast umbringt und du eine halbe Ewigkeit auf den Bus wartest, bis du irgendwann mal erfährst, dass die Hauptstrasse Nueve de Julio gesperrt ist. Dies geschieht jede Woche ein paar Mal und das heisst dann, dass gar nichts mehr geht! Und „gar nichts“ heisst in diesem Fall auch „gar nichts“! Tage, an denen dich zwei Typen auf einem Motorrad nett, also ohne Waffe bitten, ihnen die Tasche zu geben. Und wenn das nicht genug wäre, triffst du dich dann am Abend noch mit Freunden und Bekannten und alle stellen dir die selben Fragen: Was machst du hier? Bleibst du hier? Und wie ist es denn dort, in der Schweiz?

Aber naja, obwohl es im Moment wahrscheinlich noch so klingt, als würde ich mich nur über Buenos Aires und Argentinien auslassen, lästern und Witze über die Argentinier reissen wollen, geht es hier um eine Liebeserklärung. Eine Liebeserklärung an Buenos Aires und an die Liebe, die ich hier in Argentinien gefunden habe. Denn jedes Wort, das ich schreibe, schreibe ich im Bewusstsein, eine Entscheidung getroffen zu haben: die Entscheidung hier zu leben und diese Liebe zu leben. Ich würde die selbe Entscheidung 1000 mal wieder treffen.

Was nun die Frage betrifft: Bleibst du hier? Das ist eine andere Sache. Ich weiss noch nicht, wie lange ich hier bleiben werde. Im Moment geht es darum, mich an diese verrückte Stadt zu gewöhnen, den Alltag zu leben und so vielleicht eines Tages diese Frage besser beantworten zu können…

Frohe Weihnachten y feliz año nuevo!

IMG_5287Weihnachten mit 30 Grad? Das habe ich noch nicht geschafft und ich weiss nicht, ob ich es je schaffen werde. Aus diesem Gefühl heraus versuchte ich diese Weihnacht in der Kälte ganz besonders und bewusst zu geniessen, sie aufzusaugen mit allen Sinnen und… sie mitzunehmen! Von meinen 23 erlaubten Kilos Reisegepäck bestehen bei meiner Rückreise nach Buenos Aires mindestens 15kg aus Weihnachtsgeschenken, Schokolade, Pralinen, Weihnachtskeksen, natürlich in schönen Weihnachtsbüchsen, Weihnachtsdekoration in Form von Bändern und Sternen, Glitzer, Geschenkpapier, Kerzen und Kärtchen. Und dennoch ist mir vollkommen klar, dass es gerade die Dinge sind, die ich nicht im Koffer mitnehmen kann, die mir fehlen werden. Das Kuschelige an Weihnachten. Das Gefühl, wenn man nach Hause in die warme Stube kommt und es draussen kalt und dunkel ist… Der Geruch nach Zimt und Tannenzweigen und das ganze Drum und Dran. Das Weihnachten eben, das eigentlich bereits dann anfängt, wenn die Geschäfte ihre Schaufenster weihnachtlich schmücken, sie beginnen Weihnachtsmusik laufen zu lassen und im Tram die Durchsage der Kantonspolizei vor Taschendieben warnt – also etwa in der 2. Novemberwoche sobald die Herbstmesse in Basel vorüber ist.

Die Tage werden kürzer, es wird kälter – oder auch nicht, es bleibt so grau und nass, wie es bereits im Oktober war und die Nicht-Weihnachtshasser beginnen ihr Zuhause zu schmücken. Die einen kitschiger als die anderen, ist man sich in der Schweiz insgesamt doch einig, dass eine geschmacksvolle Weihnachtsdekoration nicht aus mehrfarbigen, blinkenden Lichtern und Plastikbäumen besteht. Es werden eifrig die verschiedensten Adventskalender, Adventskränze und Weihnachtskärtchen gebastelt, gekauft oder verschenkt und Weihnachtsgutzis gebacken. In den Schulen werden Weihnachtslieder und Verse für den Santiglaus eingeübt und es wird wie wild gewichtelt. An jedem der 4 Sonntage vor Weihnachten zündet man eine Kerze des Adventskranzes an. Als wir Kinder waren, kam am 6. Dezember nicht einer der Gläuse, die in den Geschäften Mandarinen verteilten oder auf der Harley Davidson vorbeisausten zu uns nach Hause. Nein, zu uns kam natürlich der richtige Santiglaus, derjenige der aus dem Schwarzwald mit seinem Gehilfen Schmutzli und einem Esel unterwegs war. In seinem dicken Buch stand alles über uns Kinder und wir hatten etwas Angst, weil wir wussten er würde uns mitnehmen, falls wir nicht brav waren. Meistens klingelte er an der Tür und wenn wir aufmachten lag ein Säckchen mit Erdnüssen, Mandarinen, Schokolade und einem Granatapfel für uns da. Je näher der 24. Dezember rückt, desto eifriger wird in den Zeitungen und der Tagesschau gemutmasst, ob es nun dieses Jahr eine weisse Weihnacht gibt oder doch wieder nicht, wie dies in 90% meines nun bald 30 jährigen Daseins der Fall war.

Und nun? Das nächste Weihnachten vielleicht mit 30 oder 40 Grad? Möglicherweise ohne echten Tannenbaum und echte Kerzen? 15kg Weihnachten reichen eben einfach nicht aus. In keinen Koffer der Welt passen Tannenbaum, Kerzen, der Wunsch nach Schnee, meine beiden „echten“ Santigläuse, Familie, Freunde, Gerüche, Lichter, Stimmungen, Musik, Erinnerungen und Geschichten – und trotzdem: Ich versuche so viel wie nur möglich davon mitzunehmen. Und jetzt bin ich wieder hier, in Buenos Aires. Der Schock war nicht so gross wie erwartet. Ich bin von -10 Grad Celsius auf ca. 25 Grad gestossen – es war ein „kühler“ Tag, der letzte des 2014 in Argentinien. Vier Stunden später als in meiner Heimat sind wir mit Sekt, viel Fleisch, schweizer Weihnachtsgutzis, Linsen, roten Unterhosen (auch ein paar italienische Traditionen musste ich natürlich mitnehmen!) und Umarmungen ins 2015 gerutscht und wünschen allen: ¡Feliz año nuevo!

Ausländerin incognito

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Um es gleich vorweg zu nehmen: Nein, es gibt keinen Zusammenhang zwischen den Bildern und dem Inhalt dieses Beitrags… Aber es ist Frühling und die Stadt erstrahlt in einem lanvendelfarbenen Kleid… Die Jacarandas blühen!

Wenn ich Freunden und Bekannten hier erzähle, dass ich mitten im Zentrum von Buenos Aires wohne meinen die meisten, es sei super so in der Nähe von allem zu sein, von Geschäften und Leuten, v.a. wenn ich allein unterwegs sei… und sobald die Worte „allein unterwegs“ ausgesprochen sind, heisst es im nächsten Atemzug: „Versuche dich einfach nicht sofort als „nicht von hier“ zu entlarven…“ Und es folgen gleich Tipps, wie ich als Ausländerin in Buenos Aires am besten incognito bleiben kann.

Die Tipps reichen von „Versuche mit einem bestimmten Schritt zu gehen, halte nicht zu oft an und glotze nicht in der Weltgeschichte umher!“, über „Nimm am besten keine Handtasche mit!“, „Kleide und schminke dich nicht zu auffällig!“, bis hin zu „Sprich nicht zu viel!“ (Stadtplan, Kamera und echter Schmuck sind ohnehin tabu) Am Schluss folgt meist die beruhigende Bemerkung: „Aber ganz ruhig, mach dir keinen Kopf… Pass einfach auf!“ Mach dir keinen Kopf? Ganz ruhig? Pass einfach auf? Soll das ein Witz sein? Wenn ich nicht sofort als Ausländerin auffallen will muss ich mir bei jeder Bewegung, jedem Wort, jedem Atemzug einen Kopf machen. Und dabei auch noch relaxt und ruhig aussehen? Und überhaupt, weshalb sollte ich incognito bleiben wollen? Ich bin stolze Doppelbürgerin und es kann ja auch mal toll sein, der Exot zu sein (obwohl sich ‘exotisch’ und ‘Schweiz’ per Definition eigentlich gegenseitig ausschliessen).

Die Gründe weshalb ich incognito bleiben sollte lassen sich ganz einfach auf 3 herunterbrechen:

1. Drücken wir es mal ganz unmissverständlich und klar aus: Man wird nicht verarscht. (Wenn man beispielsweise einen Tangokurs machen will… Woher bist du denn? Schweiz? Aha. 60 Euro die Stunde. Argentinien? 150 Pesos, also keine 15 Franken.)

2. Man wird nicht beklaut. (Man wird trotzdem beklaut!)

3. Alle hier raten es einem. (Dann muss wohl irgendetwas dran sein, oder?)

Wie bei einer Trennung gehe ich teilweise in unterschiedlicher Reihenfolge und sogar mehrmals am Tag die 4 Phasen vom Nicht-wahrhaben-wollen, über die Trauer, zur Wut bis hin zur Akzeptanz durch. Es gibt Tage an denen ich mit der Tasche und der Kamera hinausgehe (Jedoch nicht mit beidem am selben Tag. Und wenn ich die Tasche dabei habe, dann ist sie selbstverständlich fast leer und natürlich ist kein Portemonnaie darin). Oder ich ziehe trotzig meine knallblaue Mammutjacke an (Ja, es ist eine Schweizermarke und ja man sieht, dass es eine gute und teure Jacke ist, aber es regnet und ich will nun mal nicht nass werden!)… Ich korrigiere: Es gab Tage, zwei um genau zu sein, an denen ich meine knallblaue Mammutjacke angezogen habe… und wenn sie jetzt der Typ trägt dem ich sie gegeben habe, als er mich mit seinem Kumpel auf dem Motorrad sitzend darum bat, sieht er nur wegen der Jacke auch nicht wie ein Ausländer aus… An anderen Tagen hingegen gebe ich mir alle Mühe auf der Strasse gestresst auszusehen, als ob ich zur Arbeit gehen würde und ich schaue auf meine Armbanduhr und vergesse dabei, dass ich gar keine anhabe. Wenn ich etwas fragen muss, dann nur in kurzen Sätzen, so kann ich den argentinischen Akzent problemlos nachahmen: Hola, tomates? (= Hallo, hast du Tomaten? Wo sind sie? Ich sehe sie nicht.) Wichtig dabei ist die Mimik und der fragende Blick UND auszusehen als ob man keine Zeit hätte, um in ganzen Sätzen zu sprechen. Ausserdem lege ich auf das überfreundliche „Gracias“ mitsamt dem strahlenden Lächeln danach wert, da ich es nicht übers Herz bringe als unfreundliche, unerzogene Person dazustehen.

Manchmal kann aber auch ein einziges Wort ausreichen, um entlarvt zu werden. Letztens fragte mich jemand im Supermarkt, wo die Warteschlange beginnt und ich antwortete mit meinem universitären madrider Spanisch: „Allá.“ „Dort.“ Und zuckte noch im selben Moment als es über meine Lippen war zusammen, weil ich wusste dass es um mich geschehen war.

So wie es mit der Sprache geschehen kann, geht es auch mit anderen kleinen Dingen im Alltag. Als ich endlich mein eigenes Subtekärtchen gemacht hatte und zum ersten Mal allein in die Metro ging, fühlte ich mich super incognito. Ich ging mit selbstbewusstem, raschem Schritt auf das Drehkreuz zu. Als mich dieses jedoch nicht durchlassen wollte, höre ich jemanden quer durch die Metro schreien: „Du musst das Kärtchen oben hinhalteeeeen!!!“ Auch geschieht es immer wieder Mal, dass ich wenn ich jemanden begrüsse ertappt werde, wie ich auf den 2. und 3. Kuss auf die Wange warte und man mich mit einem „Was-ist-denn-mit-der-los-Blick“ anschaut.

Sobald ich schliesslich irgend etwas Bürokratisches erledigen muss, ist es ohnehin zwecklos. Ich warte dann bis zum letzten Moment um ihn hervorzuholen, meinen schönen leuchtend roten Pass. Doch sobald ich an der Reihe bin, weiss auch der Letzte in der Warteschlange, dass ich nicht von hier bin…

Ja nicht stehen bleiben!

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Ich habe in den letzten zwei Jahren nun mehrere Reisen nach Buenos Aires unternommen. Ich kenne mich einigermassen im Zentrum aus, weiss wo ich mich besser nicht aufhalten soll und Spanisch spreche ich auch fliessend… Und doch… Plötzlich packt mich in den ersten Tagen an denen ich nun hier wohne dieses Gefühl, das mich an mein aller erstes Mal in der Stadt (und als alleinreisende Rucksacktouristin) erinnert.

Ich fühle mich wie an jenem Wintermorgen, als ich mutterseelenallein mit meinem grossen Rucksack und meiner Mammutjacke angekommen bin, am Flughafen die ersten Pesos gewechselt habe (Wie konnte ich nur?!!) und 250 Pesos für ein Taxi bezahlt habe (Wie konnte ich nur?!!), das mich in der hora pico, der Stosszeit (Wie konnte ich nur?) in meinem Hostel ablud… (http://www.americahostel.com.ar/) Ich wäre damals am liebsten in meinen Schlafsack gekrochen, um 2 Monate später wieder aufzuwachen und nach Hause zu fliegen… Ich fühle mich wie an jenem verregneten, grauen Wintermorgen, an dem ich all meinen Freunden und Verwandten SOS Nachrichten schickte… bis der Morgen schliesslich zum Nachmittag wurde und mich nur mein knurrender Magen vom 2-Monate-lang-durchschlafen-Plan abhielt. Ich erinnere mich daran zurück, wie ich mit meiner knallblauen Mammutjacke, in der linken Jackentasche den Stadtplan, in der rechten meine Kamera umklammerte und erstmals durch die Strassen von Buenos Aires raste. Nach ein paar Metern ein kurzer Stopp… links und rechts schauen… kurz den Stadtplan hervornehmen… Aha, ok weiter… schnell, schnell immer weiter… Ja nicht stehen bleiben… Sonst merkt man, dass ich Touristin bin… links und rechts schauen… schnell Kamera hervornehmen… knipsen… und schnell, schnell weiter…

Ok, nein, gaaaanz so schlimm ist es auch wieder nicht… Das war jetzt ein bisschen übertrieben. Es ist Frühling, also lasse ich die Mammutjacke mitsamt dem Stadtplan und der Kamera zuhause wenn ich alleine unterwegs bin… aber schnell, schnell weiter, ja nicht stehen bleiben…

Llegada a la ciudad de los buenos aires

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Después de un vuelo largo esa cola en la migración argentina se te hace aún más larga que el vuelo mismo… Acompañada por unos ataques de calor y pensando en la valija (Y si el vuelo hizo una escala en Londres este ‘pensando’ se vuelve un ‘rezando’… ¡Por favor haz que mi valija haya llegado al mismo lugar donde estoy yo y eso es Buenos Aires y no Londres o Rio de Janeiro!) te vas acercando paso a paso (¡Literalmente!) a los de migraciones. Detrás de los vidrios parecen muy severos… Serios, te controlan el pasaporte, te toman la huella digital, te piden tu dirección y de repente, al final de este procedimiento… te sorprenden con un amable ¡Bienvenida, Alessia!, y te sentís como si fueran unos viejos conocidos y estarías llegando a casa… Si en migraciones se despiden de vos diciendo tu nombre y algunos hasta con un ¡Pasála bien!, entonces ya sabés que llegaste a Argentina. Una vez una señora tras haberme tomado la huella digital me dijo: Daría de todo para tener tan sólo uno de tus ojos (Acerca del chamuyo y lo pintoresco del lenguaje argento en otra ocasión…).

Al fin en posesión de mi maleta (Que buena onda que haya llegado! ¡Tuve suerte una vez mas! ¡Perdón, valija –se me escapó maleta- hay que ir argentinizándose!) y habiendo pasado por la aduana (proceso que en promedio dura una hora) soy una persona libre. Me siento en una banca para esperar a mi novio. Para que también en el futuro me sigan viniendo a buscar al aeropuerto, acá habría que aclarar que el hecho de que haya tenido que esperarlo, fue una excepción debida a motivos de trabajo. Así que la demora ya había sido anunciada y acordada previamente… (Ta bien así mi amor?)

Poco después de haberme sentado, un jóven de aspecto (¿Como expresarme de manera políticamente correcta y objetiva?) no muy cuidado, no muy agradable, ni muy arreglado o simplemente arreglado de manera ’diferente’, además no muy peinado, ni muy perfumado se sienta enfrente mío. Tras haberle asegurado que no tengo ni un peso y que eso corresponde a la verdad y a nada más que la verdad, me empieza a hablar de su gran amor… «Boluda, (Es un poco raro tener que explicarle a los de habla alemana que ‘boluda’ quiere decir persona con testículos extraordinariamente grandes… Pero bueno, viceversa debe ser raro para los argentos saber que en Suiza no tenemos ninguna palabra que se use como ‘boludo’… únicamente se puede llegar a decir ‘viejo’… lo interesante es que hoy en día hay muchos chicos que estropean el alemán… y podés llegar a escuchar un grupo de nenas de 12 años diciéndose una a la otra ‘viejo’… no, no vieja, entendieron bien… viejo… pero bueno, profundizaré en el tema de las palabrotas en otra ocasión…)…» El tipo entonces me sigue contando… «Boluda, yo se lo dije a través del viento (a su gran amor)… pero no sé si entendió… Le dije a través del viento que se venga a Buenos Aires… yo la banco boluda… Sólo que no sé a que aeropuerto llega, pero la voy a esperar acá boluda…» Mientras él me cuenta toda su vida e insiste en el hecho de que al parecer tengo los testículos extraordinariamente grandes, intento hablarle razonablemente: «Mirá, si ella viene desde Europa y su vuelo es directo, lo más probable es que llegue a Ezeiza así que ya podés descartar al Aeroparque…» hasta que al fin llega mi novio. Al abrazarlo estoy agradecida de que nos podamos comunicar tan bien por skype y que le haya podido mandar un mensaje inequívoco sin tener que recurrir al viento: Llegué a la ciudad de los buenos aires…

Ankunft in der Stadt der guten Lüfte

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Nach einem langen Flug fühlt sich die Warteschlange bei der argentinischen Migration meist irgendwie noch länger als der Flug selbst an… Von Hitzewallungen und dem Gedanken an den Koffer begleitet, (im Falle eines Flugs über London Heathrow eines INNIGEN Gedanken, der eher einem Flehen gleicht… Bitte, Bitte Koffer sei da wo auch ich bin und das ist Buenos Aires und nicht London oder Rio de Janeiro!!!) kommt man Schritt für Schritt (wortwörtlich) den hinter dem Glas finster wirkenden Beamten näher… Nachdem sie mit ernster Miene den Pass überprüft, sowie Fingerabdruck und Adresse verlangt haben, heissen sie dich dann mit einem überraschend freundlichen „Bienvenida, Alessia!“ willkommen und es wird einem warm ums Herz… Wenn du bei der Passkontrolle mit deinem Vornamen verabschiedet wirst… und einige dir sagen „Pasala bien!“, „Machs gut!“, dann weißt du, dass du in Argentinien angekommen bist. Einmal sagte mir eine ältere Dame nachdem sie mir den Fingerabdruck genommen hatte: „Ich würde alles geben, um nur eines deiner Augen zu haben…“ (Zum argentinischen Charme und Redewendungen in einem anderen Beitrag!)

Nachdem ich in Besitz meines Koffers bin (Puh, nochmals Glück gehabt!) und den Zoll hinter mir habe, bin ich nach durchschnittlich einer Stunde endlich frei! Ich setzte mich auf eine Bank und warte auf meinen Freund. An dieser Stelle sollte ich, um auch in Zukunft noch abgeholt zu werden anmerken, dass die Tatsache, dass ich auf ihn warten musste eine arbeitsbedingte Ausnahme war, die zwischen ihm und mir abgemacht, bzw. abgesprochen war. (Gut so mein Schatz?)

Kurz danach setzt sich mir ein junger Mann in einem (Wie soll ich das nur politisch korrekt und möglichst sachlich ausdrücken?) sehr heruntergekommenem, ungepflegtem, unansprechlichem, ungestyltem, bzw. andersgestyltem, ungekämmtem und unparfümiertem Zustand gegenüber und fängt nachdem ich ihm versichert habe, dass ich keinen Pesos habe und dies auch der Wahrheit entspricht, mit mir an über seine Liebe zu sprechen… „Boluda, (= Person mit übergrossen Hoden) (Zu den argentinischen Kraftausdrücken mehr in einem anderen Bericht!) ich habe es ihr (seiner grossen Liebe) durch den Wind gesagt, boluda… aber ich weiss nicht, ob sie es verstanden hat… Ich habe ihr durch den Wind gesagt, sie soll nach Buenos Aires kommen… Ich bin da für sie, weißt du, boluda… Nur weiss ich jetzt nicht an welchem Flughafen sie ankommt, aber ich warte jetzt mal auf sie…“ Nachdem er mir, die ich ach so grosse Hoden habe, seine Lebensgeschichte erzählt hat und ich immer wieder versucht habe ganz sachlich mit ihm zu sprechen: „Weißt du, wenn sie aus Europa kommt, dann müsste sie eigentlich auf dem Internationalen Flughafen Ezeiza landen… also kommt der Aeroparque gar nicht in Frage…“, kommt endlich mein Freund. Als ich ihn umarme bin ich dankbar, dass wir über Skype so gut kommunizieren können und dass ich ihm per SMS unmissverständlich mitteilen kann, dass ich in Buenos Aires, der Stadt der guten Lüfte angekommen bin und nicht auf den Wind zurückgreifen muss…

Una sueca suiza

Una sueca en Buenos Aires sí, pero no soy sueca… nó… y nunca se le ocurriría a alguien que ha estado en Suecia pensar que podría ser sueca… soy suiza… pero estoy viviendo en Buenos Aires eso sí… Y cada vez que alguien de acá después de mi tercera frase (…mmm… acento indefinible…) me pregunta: ¿De dónde sós? Y yo contesto: Soy suiza. Me dicen: Aaa… miraaa… que bien que hablás español… y qué idioma hablan allá, en Suecia? Al principio todavía intentaba con: Soy suiza e italiana. Pero sólo me miraban así como si fuera un bicho raro… Algunos (que saben algo de Suiza) sin embargo me decían con una expresión de que-inteligente-soy-por-dios: Aaa… sos de la parte de Suiza italiana… y otros después de mi frasesita «Soy suiza…» se vienen con la pregunta: Sabías que en Bariloche hay colonias alemanas? Sí… y??? Los suizos no son lo mismo que los alemanes… nunca le digas a un suizo que es un alemán… y Suiza no es una colonia alemana o algo así! Y sí, en Suiza se pueden tener dos nacionalidades… simplemente depende de la nacionalidad que tengan tus padres… yo soy las dos cosas suiza e italiana te lo juro… querés que te muestre mis dos pasaportes? Y en cuanto a Suecia… con mucha discreción suelo hacer como si no lo hubiera escuchado… y explico que en Suiza tenemos cuatro idiomas oficiales. En la parte alemana, de donde soy yo, escribimos en alemán y en la escuela se habla alemán pero en la vida cotidiana hablamos suizo… que es un dialecto… Aaa mirá… me dicen entonces por lo general y me miran con una cara escéptica como queriendo decir… qué raros estos suecos…

Eine schweizerische Schwedin…

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„Una sueca en Buenos Aires“ bedeutet übersetzt „Eine Schwedin in Buenos Aires“. Nein, ich bin keine Schwedin und niemand, der schon mal in Schweden gewesen ist, käme je auf die Idee, ich könnte Schwedin sein. Aber ich bin immerhin in Buenos Aires. Und immer wenn mich jemand hier nach meinem 3. Satz (hmm… seltsamer Akzent… nicht wirklich einzuordnen…) „Woher bist du?“ fragt, und ich antworte: „Ich bin Schweizerin.“, heisst es: Ah… miraaa… Schau an… du sprichst aber gut Spanisch. Und welche Sprache spricht man denn in Schweden? Am Anfang versuchte ich es noch mit: „Ich bin Italienerin und Schweizerin“ aber dann wurde ich nur schräg angeschaut. Einige (wenige), die ein bisschen was über die Schweiz wissen, meinen dann mit einem „Ach-bin-ich-toll-und-klug-Blick“: „AAhhh… aus der italienischen Schweiz.“ Nochmals andere meinen nach meinem Standardsätzchen „Ich bin Schweizerin.“: „Wusstest du, dass es in Bariloche deutsche Kolonien gibt?“ Ok… jaaa das wusste ich… Und?? Schweizer sind keine Deutschen. Das darf man keinem Schweizer sagen und die Schweiz keine deutsche Kolonie oder so… Oder was genau soll bitte die Verbindung zwischen „Ich bin Schweizerin“ und „in Bariloche gibt es deutsche Kolonien sein“? Und ja, in der Schweiz kann man zwei Nationalitäten haben… Es kommt einfach darauf an, welche Nationalität deine Eltern haben. Ich bin wirklich beides, Schweizerin und Italienerin… „Soll ich dir meine beiden Pässe zeigen?“ Und „Schweden“ überhöre ich inzwischen einfach höflich und erkläre dann, dass wir in der Schweiz vier offizielle Sprachen haben und dass man in der Deutschschweiz, woher ich stamme, auf „Hochdeutsch“ schreibt und es in der Schule spricht aber dass man sonst im Alltag Schweizerdeutsch spricht, einen Dialekt. A mira, sieh an… heisst es dann… mit einem skeptischen Ausdruck der sagt „Schräg diese Schweden…“